Die ICILS-Studie hat eine erneute Diskussion ausgelöst, wie in deutschen Schulen mit der Herausforderung des Mediums Digital, dort als Computerkompetenzen bezeichnet, umgegangen wird. Untersucht wurden die Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler in den 8. Klassen.
Birgit Eickelmann gibt in einem Interview mit der FAZ Einblicke in die Fragestellungen der Studie und trifft in ihrer Wertung den Kern der Problematik.
In einer Zusammenfassung der Ergebnisse aus deutscher Sicht berichtet auch z.B. Spiegel online über das Thema.
Meine Befürchtung ist, dass im deutschen Schulsystem nun wieder ausgehend von eingängigen Trend-Schlagworten, ohne systematische Analyse der vielschichtigen Einbettungsnotwendigkeiten ins deutsche Bildungssystem, Konsequenzen propagiert werden. Beispielhaft ist die Publikation von D-21 (siehe Thema Lernortunterstützung), in der pauschal zentrale PC-Räume als überholt eingeschätzt werden und die Universallösung in mobilen Geräten gesehen wird.
Das Medium Digital wirkt in den verschiedensten Ebenen mit seinen Dienstleistungen im Alltag. Technik getrieben mit Geräten sowie Software bezogene Fokussierungen mit daraus abgeleiteten Unterrichtsszenarien sind nach über 30 Jahren Computer-Erfahrung im Bildungssystem nicht mehr die richtigen Antworten.
Eine gründliche Untersuchung des „Arbeitsplatzes“ von Schülerinnen und Schülern, welcher ihren Bildungsgang unterstützen hilft, muss erfolgen. Die häufig einfache Übertragung der Funktionen von Geräten und Software aus der Berufswelt oder der Konsumwelt liegt zwar nahe, reicht aber auf keinen Fall aus.
Eine zentrale Fragestellung dazu ist:
Worin unterscheidet sich ein digital gestützter Arbeitsplatz für „Schularbeit“ gegenüber den Arbeitsplätzen in der Berufwelt?
Auf der Suche nach Antworten sind die Untersuchungsaspekte der ICILS-Studie geeignet.
„Teilbereiche und Aspekte computer- und informationsbezogener Kompetenzen
Teilbereich I:
- Informationen sammeln und organisieren
- Aspekt I.1 Über Wissen zur Nutzung von Computern verfügen
- Aspekt I.2 Auf Informationen zugreifen und Informationen bewerten
- Aspekt I.3 Informationen verarbeiten und organisieren
Teilbereich II:
- Informationen erzeugen und austauschen
- Aspekt II.1 Informationen umwandeln
- Aspekt II.2 Informationen erzeugen
- Aspekt II.3 Informationen kommunizieren und austauschen
- Aspekt II.4 Informationen sicher nutzen“
Quelle: http://ifs-dortmund.de/assets/files/icils2013/ICILS_2013_Berichtsband.pdf, S.10
Auf Output-Aspekte der ICILS-Studie prozessbezogene Antworten
Abb. 2: Die acht Didaktischen Orte (ausgeführt an Beispielen unter Ziele von Dischba )
Diese Teilbereiche und Aspekte der computer- und informationsbezogener Kompetenzen sind unmittelbar übertragbar auf vier Didaktische Orte im Medium Digital auf der Digitalen Schulbank.
Die Unterscheidung jeweils in allgemeinbildend/spezialisierend sowie altersgemäß bzw. begabungsgemäß:
- Technologieverständnis
- Werkzeugbeherrschung
- Informationsbewältigung
- Kommunikationsbewältigung
Dazu kommen die Fähigkeiten
- Zielgerichtete Aufmerksamkeit
- Substanzielle Denkfähigkeit
- Reflexive Achtsamkeit
als grundlegende Selbstkompetenzanforderungen, denen im Medium Digital besondere Beachtung geschenkt werden muss. Selbstdisziplin, Strukturiertheit und Selbsteinschätzungsfähigkeit gegenüber den Chancen und Gefahren der vernetzten, technisierten und automatisierten Welt müssen entwickelt werden.
.. und die
- Lernortunterstützung (siehe oben)
Die Frage nach dem sinnvollen Einsatz von Hard- und Software fordert die Verantwortlichen als auch die Schülerinnen und Schülern besonders heraus. Die Grenzen zwischen Spaß, Reiz und Dienstleistungsinanspruchnahme ohne Eigenleistung (Konsum) und persönlichkeitsentwickelndem Arbeits- und Lernmileu ist diffus. Altersgemäß scheint die Mehrzahl der jungen Leute eher im erstgenannten Bereich aktiv zu sein. Für den 2. Bereich muss Schule differnzierte Verantwortung übernehmen.
Abb.3: Digitaltechnologie weist mit seinen unterschiedlichsten Dienstleistungsangeboten Anwendungsmöglichkeiten in der Schule auf, die hier als fünf Anwendungsfelder aufgegliedert sind. Im oberen Bereich der Abbildung sind sie differenziert nach vier Ebenen, abgeleitet aus den technischen Bearbeitungsstufen (Eingabe/Verarbeitung/Ausgabe/Austausch) aufgeführt.
siehe dazu auch Post Im Medium Digital Bewusstsein entwickeln