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Medium  +  Methode

Eine exemplarische Methodenanpassung für das Medium Digital

Die nachwachsende Generation wird heute schon sehr früh mit den Aus- und Eingabeoberflächen eines faszinierenden Mediums vertraut gemacht. Die für die jungen Menschen verantwortlichen Erwachsenen benötigen umfangreiche Fertigkeiten und Kenntnisse, die Wirkungen der technologischen Entwicklungen beurteilen zu können, ökonomischen Interessen dahinter deutlich machen zu können und Gefahren abwenden zu können. Eine umfangreiche Erziehungs- und Bildungsaufgabe, bei der Kindergärten und Schulen unterstützen und begleiten müssen.

Das Medium Digital (Abk. Medium)   und angepasste Methoden in ihm zu lernen und mit ihm zu arbeiten gehören didaktisch zusammen. Im Zuge der Arbeit an der Digitalen Schulbank und der Bildungsarbeit in der digitalen Welt ist die Eintauchmethode entstanden.

Die Eintauchmethode

Vorbemerkung
Die „Eintauchmethode“ wird hier am vielschichtigen Film vorgestellt. Im unübersichtlichen und komplexen Milieu digitaler Medien (Medium Digital) kann sie ebenso auf alle anderen Medienarten angewendet werden (z.B. auch auf Apps, Lernprogramme, PDF-Dateien, Webseiten oder einfach nur Bild- und Textmaterial).

Beispiel Filme und Filmsequenzen für den Fachunterricht erschließen
Die Trennung zwischen dem klassischen Lehrfilm und Edutainment ist unscharf geworden. Ähnliches gilt für die verschiedensten Produktionen von sogenannten Dokumentationen. Auf Videoplattformen wie Youtube werden unterschiedlichste Clips angeboten, die Sachinhalte präsentieren oder vermitteln helfen wollen. Auch in Mediatheken im Internet, wie z.B. die des öffentlich-rechtlichen deutschen Fernsehens, werden viele Sachthemen sehr aktuell aufgearbeitet.
Der Zugang zu diesen allgemein hier bezeichneten Sachfilmen ist im Zuge der Digitalisierung wesentlich offener geworden und die Möglichkeiten für den Fachunterricht, sich kompetent mit ihnen auseinanderzu-setzen, ist erforderlich, zumal in der Intensität es nur mit digitalen Werkzeugen möglich ist, die komplexe Medienart Film in seinen Bild, Ton und Textelementen zu erschließen.
Schülerinnen und Schüler benötigen grundlegende Kriterien und Erschließungsmethoden, um einerseits die Sachinformation herauslesen zu können und andererseits interessengeleitete oder unsachgemäße Dar-bietungen zu identifizieren.
Da in den ehemals quasi abgeschlossenen Klassenräumen schon lang keine Informationsherrschaft mehr besteht, müssen Arbeitsformen und Methoden entsprechend angepasst werden.

Mit der „Eintauchmethode“ wird auf der Basis der mediendidaktischen Konzeption „Digitale Schulbank“ ein strukturiertes und auf Erkenntnisgewinn abzielendes Vorgehen eingebracht und mit Beispielen angereichert, welches bereits mit unterschiedlichen Sachfilmen praktisch erprobt ist. Die „Ein-tauchmethode“ ist prinzipiell stark verwandt mit der klassischen Texterschließung, bei der ebenso direkt am Medium gearbeitet wird. Dabei wird gezielt versucht, durch weitere Quellen fachliche Aussagen zu veri-fizieren und kritisch zu hinterfragen. Das komplexe Zusammenspiel der Wirkung von Bildern (auch Simula-tionen und Animationen), Tonelementen (Musik, Geräusch, Sprecherkommentar) und eingespielten Texten kann unterstützt durch digitale Werkzeuge aufgeschlüsselt werden.
In der Vielfalt der Möglichkeiten wird der Erstzugriff auf Internetquellen bewusst bei Wikipedia und Wi-kimedia Commons gewählt, damit auch diese weit verbreitete Informationsquelle im Medium Digital me-thodengeleitet im unterrichtlichen Kontext thematisiert und inhaltlich angemessen eingeordnet wird.
Hierbei wird von der Annahme ausgegangen, dass es besser ist, sich mit einer offenen und dynamisch sich verändernde Quelle reflektiert in der Bildungsarbeit zu bedienen, als kategorisch den Zugriff den Schülerin-nen und Schülern ohne systematische Wahrnehmung zu überlassen oder sogar das freie Lexikon und deren Medienressourcen als Quelle abzulehnen.

Mit der „Eintauchmethode“ wird Fluch und Segen der sogenannten Informationsgesellschaft aktiv themati-siert. Denn die einfach strukturierte Informationskanalisierung durch Schulbuchverlage und Lehrkräftein-put, die im positiven Fall perfekt didaktisch reduziert und altersgemäß Inhalte präsentiert und vermittelt
haben, steht heute ein intransparentes Informations- und Datenmeer zur Verfügung, in dem jeder irgend-wie schwimmen oder untergehen kann. In dieses Datenmeer gilt es mit angemessener „Technik“ einzutau-chen, dort gezielt zu forschen um dann wieder mit klarem Kopf (Gedanken/Erkenntnissen) in der richtigen Welt „aufzutauchen“.

Letztendlich stellt diese Methode auch einen Versuch dar, durch vertiefendes „Eintauchen“ in die jeweili-gen Inhalte mehr nachhaltige Erkenntnisse aufzubauen. Sie ist auch ein Gegenstück zur einer Schulwirklich-keit, in der Inhaltsvermittlung als reine Wissensaneignung schnell dominiert.

Eintauchmethode Schritt für Schritt – Methodenkärtchen am Beispiel Sachfilm

Filmvorführung in möglichst bester Qualität

  • Zugang bzw. Bereitstellung des Filmmaterials für jede Schülerin und jeden Schüler der Lerngruppe
  • Auswahl von digitalen Werkzeugen zur Bild-, Ton- und Texterschließung
  • Bild: Schlüsselbilder mit Anmerkungen, Bildsprache im Sachfilm
  • Sprecherkommentar und Textinhalte: Recherchepool und Stoffsammlungen, Auseinandersetzung mit dem Sprecherkommentar (ohne Bilder), Zahlen und Vergleichsangaben hinterfragen
  • Ton: Einfluss von Musik und Geräuschen auf den Fachinhalt
  • Darbietung der Ergebnisse: Ergebnisse angemessen, medienunterstützt vorstellen bzw. austau-schen
    Filmvorführung und Filmzugang

Letztendlich ist immer auch alles eine Frage der Zeit. Deshalb muss die Filmvorführung nicht unbedingt im Unterricht erfolgen, sondern als Vorbereitung individuell im Nachmittagsbereich der Ganztagschule oder als Hausaufgabe. Bei Sachfilmen müssen die Schülerinnen und Schüler entsprechend ihre vorhandenen Kompetenzen mit Fragestellungen begleitet werden, die zum eigentlichen Sachinhalt (Lernen mit Medien) und zum bewussten Umgang mit Medien (Lernen über Medien) führen.

Leitfragen an den Film – gegliedert nach den Ebenen des Medium Digital

Lernen mit Medien

0. Inhaltserfassung: Welche themenbezogenen Aussagen werden in dem Sachfilm dargeboten?

Lernen über Medien

1. Datenherkunft: Wo sind die verwendeten Informationen her, und wer hat das Medium produziert?

2. Datenverarbeitung: Wie wird der Sachinhalt aufbereitet, und wie nimmt diese Form der Aufbereitung
Einfluss auf den Inhalt?

3. Datenvorführung: Welchen Einfluss auf den Inhalt hat die Art der Präsentation?

4. Datenverbreitung: Worin bestehen Wirkungsmöglichkeiten des Inhalts durch die Verbreitung der aufbe-reiteten Informationen (z.B. ein Erklärvideo bei Youtube). Welchen Einflussgrößen ist dieses Medium aus-gesetzt (z.B. Partizipationsmöglichkeiten / Manipulationsmöglichkeiten / Rechtsfragen)?

Werkzeugauswahl und Werkzeugbeherrschung

Mit Werkzeugen werden hier „Tools“ von Anwendersoftware bezeichnet,
die den Arbeits- und Lernprozess unterstützen. Erschließungswerkzeuge helfen Inhalte und Wirkungen von (bewegten) Bildern, (Sprecher)texten und Musik/Ton herauszuarbeiten. Präsentationswerkzeuge unterstützen die Produktion und Darbietung der Ergebnisse.
Anmerkung: Entwickelt wurde die Methode auf der Basis der Werkzeuge der Software Smartnotebook (Boardsoftware des Smartboards). Die Eintauchmethode kann auch mit vergleichbarer Boardsoftware und mit Einschränken auch mit bekannter Präsentationssoftware durchgeführt werden. Typische Werkzeuge die in Apps der Tablets bereit stehen wurden bisher noch nicht getestet.

Bilderschließung
Bei der Sachfilmerschließung unterstützen insbesondere heraus gelöste Standbilder (Screenshots) oder Standbilderserien den Erarbeitungsprozess. Man kann sie auch als Schlüsselbilder bezeichnen, die zu einer größeren Wahrnehmung der Bildinhalte und deren Wirkung führen. Die Bilder selber können durch Aus-schnitte, Markierungen, Hervorhebungen und Beschriftungen erschlossen werden.

Sprach- und Textinformationen
Gerade bei Sachfilmen gibt es begleitend zu den Filmbildern Informationen, die letztendlich wie ein Sachtext erschlossen werden können. Verschriftlichte Sprechertextpassagen bieten mit ihren nachzuschla-genden Begriffen und zu hinterfragenden Aussagen eine Leitlinie, an der in die Hintergrundinformationen eingetaucht werden kann. Dazu bietet es sich an, einen Recherchepool anzulegen, der zu klärende oder zu hinterfragende Begriffe enthält.

Tonuntermalung
Töne sprechen die Gefühle an und benötigen eine andere Art der Einschätzung. Grundsätzlich beeinflussen zugefügte Musik oder Geräusche die Wirkung der Sachfilmbotschaften, d.h. sie beeinflussen die Wahrneh-mung des Inhalts.

Gestalterische Merkmale
Allgemeine gestalterische Mittel bei der Nutzung von Farben, Schriftarten und Darstellungen
Zusammengefasste Wahrnehmung des Films
Die einzelnen Medienbestandteile der Sequenz wirken als Ganzes. Demnach folgt nach der Synthese der Medienelemente die Zusammenschau, die zum Abschluss zu einer (Er)kenntniserweiterung geführt haben sollte.

Mediengestützte Präsentation
Im Prozess der Auseinandersetzung mit dem Film werden digitale Informationen angesammelt (Stoffsamm-lung). Die Dokumentation dieser Stoffsammlung und Arbeit an diesen Informationen gehören bei der „Ein-tauchmethode“ mit zu den Arbeitsergebnissen (Prozessdokumentation).
Resultierend daraus unterstützen eine oder einige wenige Präsentationsfolien die Darbietung der Ergebnis-se. Grundsätzlich kann die Darbietungsform auch verändert und erweitert werden, wie z.B. als Hörfunkbei-trag oder als Info-Clip. Das wichtigste Ziel muss aber bleiben, dass Schülerinnen und Schüler lernen, medi-engestützt vorzutragen.

Zusammenfassung
Mit dem Ansatz, Medien zu hinterfragen, wird ebenso das Lernen der Sachinhalte gefördert (vertiefte Aus-einandersetzung). Die Eintauchmethode zielt auf nachhaltigeres Lernen in einem Milieu (Medium Digital), welches traditionelle Medienzugänge herausfordert.

Beispiele der Anwendung der Eintauchmethode mit Arbeitsblättern zum Herunterladen…..

 

Ältere Beispiele der Arbeit auf der Digitalen Schulbank

In Anlehnung an die Bildungsstandards lässt sich die Methodenschulung bei Dischba in folgende Kompetenzbereiche aufteilen:

Im „Kompetenzorientierten Konzept für die schulische Medienbildung“ hat die Länderkonferenz MedienBildung etwas andere Kompetenzbereiche aufgeschlüsselt, die aber letztendlich auf die Methoden bezogen in der Gesamtheit entsprechend sind. Bei jedweder Aufteilung in Kompetenzbereiche liegt die tragende Bedeutung in deren Zusammenspiel und nicht in der Aufgliederung. Dennoch erscheint mir die hier verwendete Aufteilung (s.o.) für die Ableitung von Methoden sinnvoller. Die Länderkonferenz hat besonders hervorgehoben, dass das Lernen über Medien in den Bildungsstandards gegenüber dem Lernen mit Medien eindeutig unterrepräsentiert ist. Aus diesem Grund ist hier mit der Reflexionskompetenz bezogen auf Medien ein Kompetenzbereich ergänzt. Der nachfolgende Zuordnungsversuch beider Gliederungsansätze ist nicht erschöpfend und tiefer verknüpft. Außerdem ist zu erwähnen, dass die Kompetenzerwartungen der Länderkonferenz sich auf alle Medien beziehen.

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