In der Strategie der Kultusministerkonferenz „Bildung in der digitalen Welt“ von 2016 ist digitale Bildung als integrativer Bestandteil aller Fachcurricular formuliert.
„Jedes Fach beinhaltet spezifische Zugänge zu den Kompetenzen in der digitalen Welt durch seine Sach- und Handlungszugänge. Damit werden spezifische Fach-Kompetenzen erworben, aber auch grundlegende (fach-)spezifische Ausprägungen der Kompetenzen für die digitale Welt. Die Entwicklung der Kompetenzen findet auf diese Weise (analog zum Lesen und Schreiben) in vielfältigen Erfahrungs- und Lernmöglichkeiten statt.“
(S.11, KMK, 2016)
Mit der mediendidaktischen Konzeption „Digitale Schulbank“ (Abk. Dischba) ist dieser Ansatz im Fach Erdkunde in langjähriger Unterrichtserfahrung und verankert ins schulische Medienkonzept des Grotefend-Gymnasium Münden schon seit 2005 angeschoben worden.
Die KMK-Strategie formuliert ein weiteres Ziel.
„Bei der Gestaltung von Lehr- und Lernprozessen werden digitale Lernumgebungen entsprechend curricularer Vorgaben dem Primat des Pädagogischen folgend systematisch eingesetzt. Durch eine an die neu zur Verfügung stehenden Möglichkeiten angepasste Unterrichtsgestaltung werden die Individualisierungsmöglichkeit und die Übernahme von Eigenverantwortung bei den Lernprozessen gestärkt.“
(S.11, KMK, 2016)
Insbesondere dieses Ziel ist in den ursprünglichen Gedanken der mediendidaktische Konzeption Dischba bereits einbezogen. Tools und die Unterrichtsgestaltung (eher moderiert) sind systematisch an die Aktivitäten der Schülerinnen und Schülern für den Unterricht auf digitalen Oberflächen ausgerichtet. Ergänzend bleibt analoges Arbeiten einbezogen.
Insbesondere bei der Einführung im 5. Jahrgang sollte aus meiner Einschätzung dies nur in einem Schulfach (z.B. Erdkunde) praktiziert werden, da die analogen Fertigkeiten weiterhin maßgeblich geübt und vertieft werden sollten (siehe dazu auch „Die acht Attribute“ und „Acht dynamisch-didaktische Orte“ ). Damit diesem Schulfach keine Nachteile entstehen, sollte eine zusätzliche Unterrichtsstunde für die Bedienungs- und Arbeitsweisen im Medium Digital angegliedert sein.
Über die vielen Jahre haben die Schülerinnen und Schüler mich gelehrt, wie diese Integration gelingen kann, genauso auch, welchen Herausforderungen alle Beteiligten sich im digitalen Milieu stellen müssen.
In diesem Prozess entwickelten sich die Überlegungen zu den dynamisch-didaktischen Orten für die Arbeit im Medium Digital. Diese Orte im Unterrichtsgeschehen sind als Unterstützungs- und Förderungsmöglichkeiten zu verstehen. Die Schülerinnen und Schüler können individuelle Hilfestellungen erhalten und zusätzliche Förderungen durch die Lehrkraft erfahren, aber auch digitale Dienstleistungen nutzen, die sie dabei begleiten, Arbeits- und Lernsituationen zu meistern. Die didaktischen Orte weisen auch darauf hin, welchen Anforderungen an die Individualisierungsprozesse der jungen Menschen gestellt werden.
Lehrkräftebildung
Selbstbestimmtes Denken und Handeln in der digitalisierten Welt zu erlernen, erfordert Lehrkräfte, die für diese pädagogisch-didaktischen Herausforderungen ausgebildet wurden oder sich nachhaltig fortgebildet haben. Schon bei der Eingangsschwelle der „Werkzeugbeherrschung“ im digitalen Milieu ist dies bis heute (Frühjahr 2018) nicht sichergestellt.
In den letzten Jahrzehnten sind immer mehr digitale Dienstleistungsbereiche dazugekommen und damit Forderungen und Ansätze, sie im Bildungsprozess zu etablieren. Die folglich insgesamt sehr umfangreichen „Kompetenzen in der digitalen Welt“ (KMK,2016) werden in sechs Teilbereiche untergliedert. Die dynamisch-didaktischen Orte als Lehrkräfteperspektive sind für die Lerngruppe Herausforderungen des Arbeitens und Lernens in der digitalen Welt. Diese Herausforderungen dokumentieren den anspruchsvollen Weg, sich im Medium Digital kompetent zu bewegen. Sie weisen auch darauf hin, dass niederschwellige Zugänge in dieses Milieu nicht alleine ausreichen.
Dabei wird als zusätzliche Anforderung an die Lehrkräfte gesehen, dass heute schon sehr früh von Kindern und Jugendlichen umfangreiche „oberflächliche“ Erfahrungen mit dem Medium Digital gemacht werden, diese in der Regel aber nicht den Bildungszielen entsprechen. Wir können diese Bedienungskompetenzen als Ausgangspunkt nehmen, um ihnen in unserer Verantwortung andere und weitere Wege im Medium Digital zu eröffnen. Im Schulfach Erdkunde biete sich dies im Besonderen an, weil jenseits von didaktisch aufbereiteten Texten, Bildern, Tönen und Filmen für den Unterricht eine zweite aber virtuelle digitale Welt entstanden ist, die den Kindern und Jugendlichen viel mehr die Möglichkeit gibt, medial auf Reise zu gehen.
…dazu: Heft C+U „Digitale Dienstleistungen“
Gutenberg, Ulrich: Digitale Dienstleistungen. Eine Einführung in das Heft von Ulrich Gutenberg
In: Computer+Unterricht (Friedrich-Verlag). Nr. 102, S.1, 2. Quartal 2016.
Gutenberg, Ulrich: Bewusst eintauchen ins Medien-Meer. Digitale Dienstleistungen im „Medium Digital“ verstehen, auswählen und nutzen lernen.
In: Computer+Unterricht (Friedrich-Verlag). Nr. 102, S.4f, 2. Quartal 2016.