ZITAT
KOMMENTAR
Es ist schon verwunderlich, wie die Bedeutung stationärer Arbeitsplätze für Schülerinnen und Schüler in der Schule mit dem einfachen Satz „Das Zeitalter der zentralen PC-Räume geht zu Ende“ unter dem übergeordneten Titel „Medienbildung an deutschen Schulen“ an einflussreicher Stelle herabgewürdigt wird. Stattdessen werden digitale, mobile Arbeitsoberflächen von Schülerinnen und Schüler bis hinunter zu kleineren Formaten als DIN-A4 angeführt.
Welche Vorstellungen stecken eigentlich dahinter, was ein Schüler auf seinem schulischen und häusliche Arbeitsplatz an digitalen Oberflächen für Aufgaben zu tätigen hat?
Beobachtungen in der Berufswelt
Ich habe die Verbreitung von Notebook, Netbooks und Tablets über Jahre bei Fahrten im ICE beobachtet. Jeder kann dort an normalen Arbeitstagen schauen, welche mobilen Computer genutzt werden. Ich habe festgestellt, dass sich mittlerweile zum Arbeiten darunter im seltensten Fall Tablets befinden. Netbooks sieht man fast nicht mehr und die Notebooks weisen in der Tendenz immer größere Displays auf – trotz der notwendigen Mobilitätseinschränkungen. In meinem Umfeld habe ich mir angewöhnt häufig zu fragen, mit welchen Geräten gearbeitet wird und wie groß der Bildschirm am heimischen bzw. beruflichen Arbeitsplatz seien. Die Antworten sind klar und z.T drastisch formuliert. Die Bildschirme werden immer größer und z.T. arbeitet man sogar mit mehrern zugllich. Tablets werden häufig als Unterhaltungsgerät abqualifiziert, das das meiste ohnehin mit dem Smartphone geregelt wird.
Als die iPads sich langsam verbreiteten, sah man übrigens auch bei den Geschäftreisenden in der Bahn plötzlich immer mehr diese kleinen vielversprechenden Geräte. Es wurden also Erfahrungen gesammelt!
Besonders interessant wird die Aussage, wenn Berufsbildende Schulen mit dieser Aussage konfrontiert werden. In der hier zitierten Veröffentlichung habe ich unter dem Stichwort Berufsbildung dazu nichts gefunden.
Mit dem didaktischen Ort „Lernortunterstützung“ wird die obige Frage konzeptionell aufgegriffen und im Kontext von anderen Orten im Didaktischen Raum der Medienbildung im Unterricht beleuchtet (siehe Didaktische Orte). In der Berufswelt werden die Menschen aus ökonomischen Gesichtspunkten dazu gezwungen, für bestimmte Aufgaben die richtigen Werkzeuge (Geräte und Software) zu nutzen, damit sie ein gutes „Produkt“ hervorbringen oder verkaufen. Welchen Weg sie dabei gehen, kann man sogar ohne empirische Forschung beobachten (siehe oben).
Ich halte es für sehr bedenklich, wenn man davon ausgeht, dass Schülerinnen und Schüler für bestimmte Aufgaben (Lernorte) nicht auch angemessene Arbeitsplätze nutzen können. Schauen man sich einfach mal die bisher veröffentlichten Unterrichtsbeispiele für Tablets an, dann wird schnell klar: Geräte machen Unterricht!
Erfreulich ist, dass nun mobile Geräte auf den Markt kommen, die für Schularbeit umfassender geeignet sind. Analysiert unter der Überschrift „Das richtige Tablet“ wurde in der c`t Nr. 26 (2014) von Alexander Spier eine Tablet-Kaufberatung veröffentlicht. Mit der Unterteilung der Tablets „für unterwegs“, fürs Sofa“ und „fürs Arbeiten“ landeten nach der Einschätzung des Autors die typischen Tablets (10 Zoll/App basiert) eindeutig auf dem Sofa. Zum Arbeiten wurden Geräte mit größeren Displays (12 Zoll) und zusätzlicher „Notebook-Technik“ in den Mittelpunkt gestellt.
Es ist gut, dass die Entwicklungen mobiler Geräte in diese Richtung gehen. Dennoch müssen an Schulen weiterhin stationäre Arbeitsplätze im Sinne optimaler Lernortunterstützung vorgehalten werden. Vielleicht nur noch in Form von großen digitalen Arbeitsoberflächen, an die schülereigene mobile Geräte angeschlossen werden können. Vielleicht zusätzlich an eine schulinterne Arbeitsumgebung, die die „Aufmerksamkeitsräuber“ (Metzinger, 2010) der Konsum- und Kommunikationswelt des Privaten gezielt ausschließt.