Mit dem Editorial des Heftes im Folgenden!
Einblicke in die Konzeption und Intention des Heftes:
Digitale Dienstleistungen
Eine Einführung in das Heft von Ulrich Gutenberg
Die ursprüngliche Intention dieses Heftes entwickelte sich aus der Frage danach, welche Konsequenzen aus digital technologischen Automatisierungsprozessen für den Bildungsbereich zu ziehen sind. „Automatisierung“ war daher der erste Arbeitstitel dieses Heftes. Einfacher, schneller und ubiquitär verfügbar zu sein, erzeugt nicht zwangsläufig Bildung, zumal es auf die Interessen ankommt, die hinter der Bereitstellung niederschwelliger Zugangsmöglichkeiten und intransparenten Automatisierungsprozessen stecken.
Der Blick auf „Digitale Dienstleistungen“ im schulischen Bildungsprozess öffnet dagegen einen weiteren Horizont. Hierbei geht es darum, welche Leistungen aus dem Spektrum der digitalen Angebote der heranwachsenden Generation tatsächlich dienen – und zwar im eigentlichen Sinne „dienen“, um bestimmte Bildungsziele zu erreichen und nicht stattdessen die Schülerinnen und Schüler zu „Dienern“ im virtuellen Milieu werden zu lassen. Mit dieser Perspektive auf den Bildungsprozess junger Menschen eröffnete sich zudem auch eine breitere Wahrnehmung der Vielfalt digitaler Dienstleistungsangebote. Aus diesem Spektrum kann das Heft nur einen kleinen Ausschnitt bieten.
Künftig sollten verstärkt Erfahrungen gesammelt und weitergegeben werden, um digitale Dienstleistungen im Bildungsbereich sinnstiftend zu integrieren. Gleichzeitig müssen dabei die tatsächlichen Wirkungsgrade verantwortungsvoll und frühzeitig angemessen beurteilt werden. Dies ist in den zurückliegenden Jahren kaum befriedigend gelungen, denn immer wieder wurden neuen Geräteklassen bzw. Softwareentwicklungen voreilig überzogene Bildungspotenziale zugesprochen. Im Basisartikel wurden deshalb u. a. Kriterien aufgestellt und Fragen formuliert, um damit auf zukünftige technologische Entwicklung für den Bildungsbereich differenzierter zu reagieren. Der Beitrag „Big Data auf Bildungsplattformen“ (S. 10 – 11) wagt einen Blick in eine mögliche Zukunft und stellt die Frage, was maßgeschneiderte digitale Dienstleistungen bewirken könnten.
Verschiedene Beiträge zeigen, wie komplexe Digitaltechnologie und spezifische digitale Dienstleistungen, die eine erhöhte Fach- und Bedienkompetenz erfordern, beispielsweise im naturwissenschaftlichen Unterricht eingesetzt werden und zu vertieften Lernprozessen beitragen können (s. z. B. S. 12 –15).
Unterschiedliche digitale Dienstleistungen können Lernprozesse auf vielfältige Art unterstützen und begleiten. Beispiele für unterschiedliche Fächer und methodischdidaktische Unterrichtskonzeptionen werden auf S. 16 – 30 vorgestellt.
Die Reflexion über Chancen und Grenzen verschiedener digitaler Dienstleistungen sollte ebenfalls immer wieder Thema des Unterrichts sein. Wie entsprechende Unterrichtsansätze aussehen können, das zeigen exemplarisch die beiden Beiträge zu digitalen Lernspielen und zu Erklärvideos auf S. 31 – 37.
Im Werkstatt-Teil und im Magazin dieser Ausgaben werden darüber hinaus unterschiedliche digitale Dienstleistungen u. a. zur Unterstützung der Inklusion in Schulen, für biologische Exkursionen und für den Bereich „Deutsch als Fremdsprache“ vorgestellt.
Insgesamt reicht es nicht mehr aus, die typischen digitalen Inhaltsmedien wahrzunehmen oder gar nach lupenreinen didaktischen Medien zu suchen. Wir müssen lernen, unsere Mediennutzung als bewusstes Eintauchen in ein komplexes digitales „Dienstleistungsmilieu“ zu verstehen und dies den Schülerinnen und Schülern in einem zeitgemäßen Unterricht auch angemessen zu vermitteln.
Quelle: Computer und Unterricht H.102, S.1, Friedich-Verlag, Mai 2016