Braunkohletagebau Hambach

1. Zum Unterrichtsgegenstand
2. Basiskonzepte der Geographie
3. Didaktische Überlegungen mit Hilfe der Basiskonzepte Geographie
4. Anregungen
5. Dokumentationsmöglichkeiten und Quellenauswertung
6. Digitalspezifische Kompetenzen
eigener Entwurf, abgeleitet vom Nachhaltigkeitsviereck

Martin Häusler (Februar 2021)

3. Didaktische Überlegungen mit Hilfe der Basiskonzepte Geographie

Das Themenfeld Braunkohletagebau lässt sich sinnvoll in Kernthema 9 (Globale Herausforderungen des 21. Jahrhunderts, Kerncurriculum Erdkunde, Niedersachsen) oder aber in das Kernthema der Einführungsphase ( Nachhaltigkeit in Raumnutzung und Raumentwicklung) einordnen, denn hiermit sind sowohl Fragen des natürlichen und anthropogenen Klimawandels wie auch solche zu Formen des Ressourcenmanagements verknüpft. Bei der Aufbereitung des skizzierten Themas für den Erdkundeunterricht steht man einmal mehr vor der Herausforderung, sehr komplexe Zusammenhänge auf ein für Unterrichtszwecke angemessenes Maß herunterzubrechen, ohne in unsachgemäße Verkürzungen zu verfallen. Bei der Unterrichtsplanung wie auch der Durchführung ist eine Orientierung an den Basiskonzepten der Geographie sehr hilfreich.

Wichtige Aspekte des physiogeographischen Subsystems bei der unterrichtlichen Auseinandersetzung mit dem Hambacher Tagebau sind:

…die Entstehungsprozesse von Braunkohle sowie die Bildung von Braunkohlelagerstätten,

…die Funktion der Lagerstätte als Kohlenstoffspeicher im globalen Klimasystem,

…Strukturen des Grundwasserhaushalts der Region sowie die funktionalen Verknüpfungen im Wasserkreislauf,

…die Vegetationsstruktur sowie funktionale Zusammenhänge mit dem Boden

Wichtige Grundlagen des humangeographischen Systems sind:

…die Abbaustrukturen und infrastrukturelle Erschließung des Hambacher Tagebaus,

…funktionale Zusammenhänge zwischen Braunkohleförderung und Energieerzeugung,… (Um)Siedlungsstrukturen und Rekultivierungsmaßnahmen,

…demographische Strukturen und regionaler Arbeitsmarkt,

…Politik und Demokratie (Protestbewegung)

Die Subsysteme stehen durch vielfältige Verflechtungen in enger Beziehung zueinander. Die Betrachtung des Tagebaus Hambach kann zunächst auf lokaler Ebene erfolgen; die Auswirkungen der Braunkohleförderung und der Verstromung sind jedoch auch regional, national und – berücksichtigt man auch den anthropogenen Treibhauseffekt – global zu betrachten. Ähnlich verhält es sich mit den Zeithorizonten. Vornehmlich handelt es sich bei einem Tagebau wie Hambach – steht das humangeographische Subsystem im Vordergrund – um einen Horizont von Jahren bis mehreren Jahrzehnten (siehe auch Google Earth Timelapse, Zugriff am 28.01.2021).
Bezogen auf das physiogeographische Subsystem erweitert sich die zeitliche Betrachtung allerdings auf mehrere Millionen Jahre (Entstehungsprozess der Braunkohle, Veränderungen im Klimasystem / der Erdatmosphäre).

Das vorliegende Unterrichtsmodell stellt das humangeographische Subsystem in den Vordergrund. Die relevanten Aspekte des physiogeographischen Subsystems müssten ergänzend durch andere Medien aufgefangen werden, da sie sich in Google Earth nur bedingt darstellen lassen.

Die Luftbilder in Google Earth zeigen insbesondere aufgrund der großen räumlichen Ausdehnung des Tagebaus sehr deutlich die menschlichen Eingriffe in den Raum. Raumstrukturen der Braunkohleförderung und Weiterverarbeitung werden bei der virtuellen Erkundung deutlich. Am auffälligsten ist die bereits aus großer Höhe sichtbare Abbaugrube mit ihrer typischen hellen Färbung (hoher Lössanteil im Boden) und den zentralen dunklen Kohleflözen. Die Wanderrichtung des Tagebaus wird u.a. deutlich durch die rekultivierten Flächen im hinteren Bereich der Abbaugrube. Hier befindet sich die rekultivierte Hochkippe Sophienhöhe (Wikipedia), die mit ca. 200 m als deutlich raumprägender Höhenzug aus der sonst eher flachen Jülicher Börde herausragt.

Beim Hereinzoomen in Google Earth kann man weitere wichtige Strukturen eines Tagebaus erkunden, die mit herkömmlichen Medien zwar abgebildet, nicht aber selbstständig von den Schülerinnen und Schülern entdeckt werden können. Hierzu gehören Brunnen mit zugehörigem Baumaterial, Transportbänder, Kohlebahn, Kohleverladestationen usw.

Die Hambachbahn sowie die Nord-Süd-Bahn verbinden den Tagebau mit Braunkohlekraftwerken, in denen die Kohle verstromt wird. Auch hier sind charakteristische Raumstrukturen erkennbar (u.a. Kraftwerksblöcke, Kohleaufbereitungsanlagen, Aschehalden usw.). Darüber hinaus ist im Tagebauvorfeld die Räumung von Siedlungen erkennbar (vgl. Manheim). In unmittelbarer Nähe der Abbaukante sind Zelte und Lager gegen die Abholzung des Hambacher Forstes (Wikipedia) erkennbar.

Die virtuelle Erkundung des Hambacher Tagebaus mit Google Earth bietet vielfältige Anknüpfungspunkte für eine Weiterarbeit im Unterricht. Ergänzt durch andere digitale und analoge Medien wie z.B. Filmbeiträge aus unterschiedlichen Perspektiven, Bildmaterial oder Zeitungsberichte können Diskussionen um Nachhaltigkeit in der Raumnutzung angestoßen werden. Insbesondere die politische Dimension (Demonstrationen gegen die Rodung des Hambacher Forstes, Braunkohleausstieg) sowie die kulturelle Dimension (Identitätsverlust der Region durch Umsiedlung) können hier zusätzlich zum klassischen Nachhaltigkeitsdreieck thematisiert werden.

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